zentralistisches Europa befördert Nationalismus!

Geschrieben von ProBürger am in Politik Allgemein

Weniger als zehn Jahre ist dies nun her und wie sehr hat sich die Welt seitdem gewandelt? Nur knapp ein Jahr nach der WM in Deutschland trat die Krise unseres Finanzsystems und damit auch die Krise der europäischen Gemeinschaftswährung und der EU-Institutionen offen zutage. Im Schlepptau hatte die Krise die hässliche Fratze des eigentlich schon längst überwunden geglaubten Nationalismus. Alte
Ressentiments und Vorurteile brachen wieder auf. Stereotypen wurden plötzlich nicht
mehr mit einem Augenzwinkern und Lachen vorgebracht, sondern voller bitterer
Vorwürfe. Die Deutschen verachten den Anarchismus der Griechen, seitdem sie für
ihn zahlen sollen und die Griechen sehen in der deutschen Effizienz den Schatten
der nationalsozialistischen Besatzung Griechenlands, seitdem ihnen die Troika eben
jene Effizienz aufzunötigen versucht.
Überall in Europa werden plötzlich wieder nationalistische Töne angeschlagen – in
Griechenland ist die faschistische Partei der goldenen Morgenröte drittstärkste Kraft
im Parlament und in Frankreich schickt sich die rechtsextreme Front National an,
nach den Kommunalwahlen auch die Wahlen zum EU-Parlament zu gewinnen.
Gerade die Front National ist dabei bezeichnend für die Entwicklung. Denn die Partei
erzielte ihre jüngsten Erfolge nicht allein durch offenen Nationalismus, sondern auch
vor allem dadurch, dass Marine Le Pen ihrer Partei einen sozialistischeren Anstrich
verpasst hat – der Nationalismus ist eben immer auch marktfeindlich: nicht das beste
Angebot, das beste Produkt soll sich durchsetzen, sondern das nationale…
Noch wird in Deutschland der Widerstand gegen die EU und deren
Einheitsstaatspläne von primär bürgerlichen Kreisen getragen, noch ist echter
Nationalismus relativ selten. In dem Augenblick allerdings, in dem Deutschland für
die Griechenland & Co. gegebenen Garantien geradestehen muss (und dieser Tag
wird kommen) und sich dies auf die Wirtschaftsentwicklung und damit auch auf
unsere Renten- und Sozialsysteme durchschlägt, wird sich die bereits jetzt latent
vorhandene Unzufriedenheit in deutlich nationalistischeren Tönen manifestieren.
Wenn dann auch noch mehr und mehr arbeitslose Jugendliche aus dem Süden nach
Deutschland kommen, um wenigstens in der Fremde ein bescheidenes Auskommen
zu finden und so der Druck auch im heimischen Arbeitsmarkt steigt, dürfte es nicht
mehr lange dauern, bis wieder der hässliche Ruf „Ausländer raus!“ laut erschallt: Der
erste und beste Sündenbock ist nun einmal der Fremde. In Griechenland tritt dies in
der brutalen Verfolgung von Flüchtlingen durch die „goldene Morgenröte“ bereits
ebenso zu Tage wie im Umgang Frankreichs mit „seinen“ Sinti und Roma.
Theoretisch ist es einfach, diesem scheinbaren Teufelskreislauf der wachsenden
Nationalismen zu entkommen. Denn der beste Antidot gegen Fremdenhass und die
Überhöhung der eigenen Nation ist der freie und souveräne Nationalstaat – das ist
die Lektion zweier Weltkriege: Nur wenn Staaten bzw. Nationen weder unterdrückt
werden noch selbst als Unterdrücker auftreten, können sie in Frieden mit ihren
Nachbarn leben und sowohl sich selbst als auch die anderen achten. Diese
historische Lektion wurde in der EU vergessen.
Die Bemühungen, einen zentralistischen Europäischen Einheitsstaat zu schaffen,
werden scheitern. Daran kann kein Zweifel bestehen, denn die in der EU
versammelten Völker lassen sich (auch mit Gewalt) nicht zu einem europäischen
Volk schmieden und die europäischen Volkswirtschaften sind zu unterschiedlich, als
dass sie alle unter einer Währung und einer Politik funktionieren könnten. Die Frage
ist nur, ob diese Erkenntnis in Brüssel, Berlin oder Paris rechtzeitig reift und so das
gemeinsame Haus „Europa“ insgesamt erhalten werden kann (wenn auch vielleicht
reparaturbedürftig) oder aber ob die Ignoranz der EU solange anhält, bis sich die
einst guten Nachbarn wie im Jahr 1914 hasserfüllt und feindlich gegenüber stehen.

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