Wirtschaftsentwicklung in Krisenländern der EU geht nicht aufwärts!

Geschrieben von ProBürger am in Politik Allgemein

Nebelwerfer der Bundesregierung: Angeblich geht es in den Krisenstaaten aufwärts.

Die Bundesregierung verkündet seit kurzem, die Politik der Strukturanpassungen in Südeuropa sei erfolgreich. Sie verweist dabei darauf, dass die Exporte in einigen der Krisenstaaten deutlich gewachsen sind.

Leider hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Tatsächlich legen die Daten nahe, dass sich die gemeinsame Währung nach wie vor als Hindernis erweist.

Ein Exportanstieg kann viele Gründe haben. Die zwei wesentlichen sind

a) eine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit des exportierenden Landes
b) erhöhte Nachfrage in den importierenden Ländern, also ein Konjunkturaufschwung im Rest der Welt.

Um es vorwegzunehmen: Die Daten suggerieren, dass praktisch der gesamte Exportanstieg auf b) zurückzuführen ist – also gerade nicht auf innere Reformen und damit eine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit.

Um dies zu sehen, muss man die Exportentwicklung in den Krisenländern vergleichen mit der Exportentwicklung in einem Land, das ebenfalls den Euro benutzt, aber nicht in der Krise steckt und deshalb keine Strukturanpassungsmaßnahmen umsetzt. Nehmen wir dafür Deutschland. Wenn die Krisenländer gemäß a) ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland verbessert hätten, müsste ihr Exportanstieg stärker ausgefallen sein als der deutsche. (Der Nachfrageeffekt gemäß b) sollte alle exportierenden Länder gleichermaßen betroffen haben.)

In der folgenden Tabelle sehen Sie, wie sich die Exporte der Krisenländer relativ zu den deutschen Exporten entwickelt haben. (Angegeben sind die realen Exporte der Krisenländer als Prozentsatz der deutschen realen Exporte). Sie sehen, dass für alle Krisenländer die Exporte von 2006-2012 sich schlechter entwickelt haben als in Deutschland. Sie sehen ferner, dass für einige unmittelbare Konkurrenten Griechenlands, die den Euro nicht haben, die Exporte sich besser entwickelt haben als in Deutschland:

  2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Griechenland 4.50% 4.46% 4.41% 4.08% 3.77% 3.51% 3.30%
Irland 13.39% 13.44% 12.92% 14.25% 13.31% 12.97% 12.87%
Portugal 4.58% 4.56% 4.43% 4.53% 4.39% 4.37% 4.35%
Spanien 23.96% 23.68% 22.79% 23.52% 23.01% 22.98% 22.84%
Italien 38.77% 38.15% 36.04% 34.10% 33.40% 32.81% 32.38%
Zypern 0.65% 0.64% 0.62% 0.63% 0.58% 0.56% 0.55%
               
Bulgarien 2.67% 2.63% 2.63% 2.68% 2.70% 2.82% 2.71%
Rumänien 10.16% 10.14% 10.68% 11.46% 11.41% 11.68% 10.93%
Türkei 14.55% 14.46% 14.44% 15.73% 14.31% 14.31% 16.18%

 
Dass keine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit vorliegt, kann man auch unmittelbar an den Exportpreisen sehen. In der folgenden Tabelle sehen Sie die Exportpreise der Krisenländer relativ zu den deutschen Exportpreisen, die auf Eins normiert sind. (Ein Wert über Eins bedeutet also, dass die Preise für Exportgüter eines Krisenlandes höher sind als die entsprechenden deutschen Exportpreise. Ein Wert von 1.08 bedeutet z. B., dass die Exportpreise um 8% über den deutschen liegen). Wie Sie sehen, hat sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Krisenländer fast durchweg verschlechtert. Lediglich Irland war und ist mit Deutschland preislich wettbewerbsfähig:

  2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Griechenland 1.02 1.04 1.07 1.09 1.12 1.14 1.16
Irland 1.00 0.99 0.98 1.02 1.01 0.99 1.01
Portugal  1.03 1.04 1.06 1.04 1.05 1.08 1.08
Spanien 1.03 1.04 1.06 1.06 1.06 1.08 1.09
Italien 1.01 1.03 1.04 1.05 1.05 1.07 1.07
Zypern 1.02 1.04 1.07 1.08 1.08 1.07 1.08
Frankreich 1.01 1.02 1.04 1.03 1.03 1.04 1.06
Deutschland 1.00 1.00 1.00 1.00 1.00 1.00 1.00

Fazit: Die Wettbewerbsfähigkeit der Krisenstaaten hat sich nicht verbessert, sondern weiter verschlechtert. Der Exportanstieg ist lediglich darauf zurückzuführen, dass sich die Weltkonjunktur erholt hat. Der Exportanstieg fällt aber (wegen der Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit) geringer aus als in Deutschland, während die Exporte von Nicht-Euro-Staaten stärker wuchsen als in Deutschland.

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