x-tausend Masten umsonst?

Geschrieben von ProBürger am in Digitalfunk

TETRA-BOS-Funk-Projekt: x-tausend Masten umsonst?

Sehr geehrter Herr Kreisbrandrat Ruhsamer,
„Versachlichung“ ist sicher wertvoll, allerdings gehören auch zur sachlichsten Erörterung Vor- und Nachteile, die Infoveranstaltungen und/oder Berichte darüber oft gänzlich außer Acht lassen.
Daher hier einige Sachinterpretationen eines TETRA-Artikels, den sogar wir Laien als sehr bedeutend erkennen konnten. Genaueste Lektüre lohnt sich: Feuerwehrmagazin 11/2011 S.64 ff !! Tetra funktioniert schon seit Jahren im nicht-komplexen Normalfall als Betriebsbündelfunk (solange nicht der Strom länger ausfällt). Für BOS funktioniert TETRA meist auch einigermaßen als Einsatzstellenfunk im DMO-Modus, ggf. mit mobiler Relaisstation. (von Funkgerät direkt zu Funkgerät – zwar geringere Reichweite als Analog – aber auch bei Veranstaltungen immer gut vorzeigbar, siehe Söllhuben Nov’11, Oktoberfest 2009, Musikfest Freising u.v.m.) ABER – eigentlich völlig unglaublich: Auch nach jahrelangem Testen funktioniert das TETRA-BOS-Deutschland-System wohl NIRGENDWO via Zentralserver, Leitstellen und Netz. (TMO-Modus!!)
(Daher vmtl. auch das Chaos im “ erweiterten Probebetrieb“ München, bei dem schon ein praktisch ergebnisloses Ende als Erfolg gemeldet werden muss. (Quelle: DigiNet Infobrief 16) Folgerungen:

1. Was TETRA betrifft, sind die mindestens 5000 Masten (für x Mrd. EUR in D.) extrem teuer – und doch mehr oder weniger umsonst, da deren Netz zwar 24h am Tag funkt (in München 34 Sender!) aber die Funkgeräte verlässlich damit gar nichts anfangen können. Jede Kommune könnte daher besten Gewissens jeden Tetra-Sender ablehnen, selbst wenn man ihren Feuerwehren die Cassidian-, Selectric- oder Motorola-Endgeräte sogar schenken sollte. (Bad Aibling, Feldkirchen-Westerham, Gaißach u.v.a. haben eine Entscheidung seit geraumer Zeit vertagt)
2. Auf Analogfunk darf allein schon aus Sicherheitsgründen auf Jahrzehnte hinaus nicht verzichtet werden. Daher bauen u.a. die Landkreise Aschaffenburg u. Miltenberg, die bay. Bergwacht – und die Gemeinde Feldkirchen-Westerham ihr Analognetz aus.  (Letzteres wird leider seit Monaten von der Netzagentur nicht genehmigt.)
3. Rauschunterdrückung ist sicher wertvoll. Aber insgesamt erhalten Feuerwehr und Steuerzahler mit dem TETRA-Riesenprojekt die wohl teuersten Walkie-Talkies der Welt. (dazu muss man wissen: Alles was bei dieser Großinvestition wirklich super ist, wie z.B. GPSFunktion, hat gar nichts mit TETRA zu tun. Auch Verschlüsselung könnte heutzutage bei gutem Willen in jedes Funksystem integriert werden. Tetra hat für vernünftige Verschlüsselung sogar eine viel zu geringe Datenrate [Prof. Buchner]. Verschlüsselung ist aber v.a. bei Leitstellenkommunikation wichtig, das ist aber definitiv TMO-Modus, der ja gerade keinerlei Tauglichkeitsnachweis, geschweige denn Stresstests, vorweisen kann.)
4. Das Thema Alarmierung bleibt weiterhin völlig im Dunkeln. (DigiNet versprach Tetra-Lösung für 2009, 2011 hofft man, dass sie irgendwann schon noch fertig entwickelt werden wird; angeblich will man irgendwann auch 80% Flächenabdeckung erreichen. Reicht Ihnen das?)
5. Netzanbieter Vodafone und TETRA-Netzbetreiber Alcatel-Lucent wollen sicher bald das für TETRA(-TMO) kaum brauchbare Netz ‚selbstlos’ übernehmen. Ein Netz, das netterweise der Steuerzahler finanziert hat und das mit der BOS-Privilegierung auch bis in Naturschutzgebiete hineingedrückt werden durfte. Erst mit der Vollflächendeckung wird aber „Connectivity“ zum Riesengeschäft. (Quelle: SZ und BMW-Infotainment) Daher ist aber wegen möglicher Strahlenrisiken (Burn-out?) bereits heute die Aufmerksamkeit auf LTE und die Art der Breitbandversorgung („Breitbandinitiative“?) zu richten. (vgl. z.B. http://www.breitband-memmingen.de ) Feuerwehr Essen in Söllhuben: Oberbay.Volksblatt Rosenheim 19.11.11 http://www.ovb-online.de/lokales/rosenheim/landkreis/einsatztaktische-notwendigkeit-1496605.html … Allerdings haben auch die Kameraden in Essen keinen Netzfunk sondern nur Einsatzstellenfunk. (Quelle: Magazin Feuerwehr 11.2011) Das beeindruckt zwar den OVB-Leser, ist aber ein gewaltiger Unterschied zu dem was das Multimilliardenprojekt ausmachen sollte. Ein Projekt, in dem es auch laut DigiNet und den Politikern vor „Herausforderungen“ in letzter Zeit nur noch zu wimmeln scheint. Für das aus Essen an die Rosenheimer Feuerwehren so überzeugend Berichtete sind die x-1000 Masten am Ende vielleicht total unerheblich. Vielleicht umsonst, aber keineswegs billig. Heilsbringer „mit immer gewaltigeren Herausforderungen“ oder am Ende doch eine Funk-Hypo-Alpe-Nordsee ? Bürger fordern: Bitte nicht nur PR-Shows ‚ala Feuerwehr Essen, sondern objektive Überprüfung des Gesamtprojekts: Eine durchaus faire Sache wäre: http://www.tetra-moratorium.de/anschreiben.htm Über eine Rückmeldung, insbes. Korrektur von Irrtümern, freuen wir uns. Für einen Gedankenaustausch stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
> > > Bürgergruppe Aschbach TETRA < < <
> > > Theo Schneider

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