Ortsrat gibt anläßlich des Hochwassers

Geschrieben von ProBürger am in Gemeinderat, Politik Allgemein

…Stellungnahme zum Hochwasserbecken heraus!

Der Ortsrat Feldolling informiert
Hochwasserschutz im Mangfalltal Juni 2013
60jährliches Hochwasser und das Rückhaltebecken Feldolling
Liebe Feldollinger,
das war ein Sonntag, der 02.Juni 2013! Die Mangfall donnerte mit fast 300m3 Wasser pro Sekunde an Feldolling vorbei, der Pegel Feldolling hatte die Meldestufe 4 überschritten und erreichte nie dagewesene 325cm (www.hnd.Bayern.de). Der Deich war stellenweise bereits aufgeweicht; er konnte dem Druck der in der Spitze bis an die Deichkrone reichenden Mangfall kaum noch standhalten. Es ist der Findigkeit und dem nicht nachlassenden Einsatz unserer Freiwilligen Feuerwehr zu verdanken, dass wir so gerade der Katastrophe entkommen sind. So mancher Unterlieger in Kolbermoor und Rosenheim hatte da weniger Glück.
Von daher erscheint es verständlich, dass jetzt Stimmen laut werden, das Rückhaltebecken Feldolling müsse zum Schutz der Unterlieger sehr rasch und so groß wie vom Wasserwirtschaftsamt geplant gebaut werden. Doch ist das tatsächlich die Lehre, die hier aus dem Hochwasserereignis zu ziehen ist?

· Einfluß von Leitzach und Tegernsee
Eine Analyse der Pegelstände entlang der Leitzach, am Tegernsee sowie dessen Zuflüssen und am Oberlauf der Mangfall zeigt sehr deutlich, wie sich das Hochwasser entwickelt hat. Die
Leitzach hat binnen kürzester Zeit auf den Dauerregen reagiert und ihren Durchfluß im Vergleich zum mittleren Abfluß mehr als versiebzigfacht. Dabei hieß es für viele Leitzach-Anlieger zwischen Bayrischzell und Auerschmied „Land unter“. Der Tegernsee hatte schätzungsweise fast 20 Mio. m3 Wasser zwischengepuffert, bevor die Mangfall vor ihrem Zusammenfluss mit der Leitzach auf den gleichen Wasserdurchsatz wie die Leitzach angeschwollen war. Damit ist klar: Eine aktive Steuerung des Abflusses aus dem Tegernsee, z.B. eine Vorab-Reduzierung des Wasserstandes, hätte zu einer noch größeren Pufferwirkung geführt. Retentionsflächen entlang der Leitzach hätten nicht nur den bisher fehlenden Hochwasserschutz für deren Anlieger geboten, sondern auch zu einer deutlich niedrigeren Hochwasserspitze in Feldolling geführt.

· Folgewirkung in Rosenheim
Ein Vergleich des zeitlichen Verlaufs in Feldolling (Pegelhöchststand Mangfall ca. 20Uhr) mit dem in Rosenheim (Pegel-Höchststand Mangfall ca. 24Uhr) legt die Vermutung nahe, dass der Pegel-Höchststand in Rosenheim weniger durch den Scheitelpunkt in Feldolling sondern maßgeblich auch durch weitere Mangfall-Zuflüsse bis Rosenheim, z.B. der Glonn, bestimmt wurde. Eine Befüllung des geplanten Feldollinger Rückhaltebeckens soll lediglich 6 Stunden dauern. Damit darf bezweifelt werden, dass der für die Unterlieger wirkungsvolle Startzeitpunkt für die Befüllung eines Rückhaltebeckens in Feldolling in einer aktuellen Katastrophensituation mit ihren Prognoseunsicherheiten tatsächlich getroffen werden kann.

· Ursachen der Hochwasserschäden in Kolbermoor und Rosenheim
In Kolbermoor, Schwaig und Oberwöhr gab es Mangfallausuferungen und gravierende Überschwemmungen von Wohn- und Gewerbegebieten. Ursache war aber nicht ein fehlendes
Rückhaltebecken in Feldolling, sondern abschnittsweise noch ausstehende Deicherhöhungen entlang der Mangfall. Diese sind zwar längst geplant, scheiterten bislang aber an verschiedenen Schwierigkeiten wie zum Beispiel strittigen Finanzierungsfragen.

· Deichdurchstich bei Feldolling
Der rechtsseitige Deich-Durchstich bei Feldolling hat zwar landwirtschaftliche Flächen verdorben, aber zu keiner messbaren Entlastung der Unterlieger geführt. Entlang der rechten Deichseite war ohnehin und auch trotz absichtlicher Deichöffnung Wasser an verschiedenen Stellen über den Deich getreten. Dieses Wasser hat sich in den überströmten Feldern vor dem Deich des Speichersees der Leitzachkraftwerke zunächst aufgestaut und ist dann großvolumig wieder über dem Mangfalldeich zurück in die Mangfall geströmt. Auch auf der linken Deichseite der Mangfall war unterhalb des Wertstoffhofs an mehreren Stellen eine Ausuferung der Mangfall in die Biotopflächen zu beobachten. Da in diesem Bereich der bestehende Deich nur bis zum Klärwerk Schutz bietet, musste der gemeindliche Wertstoffhof auf einer Länge von knapp 100m mit Sandsäcken vor Überflutung geschützt werden.

· Gefährdung durch Grundwasser
Im Feldollinger Ortsteil „Am Gries“ und in den Wiesen bis zur Kläranlage wurde das bekannte Grundwasserproblem sichtbar. Bei vielen Anwesen und Vorgärten hatten sich bereits
Wasserflächen gebildet. An den privaten und öffentlichen Pumpschächten sowie bei den Stallungen des Feldollinger Schäfers liefen die Pumpen auf Hochtouren. Wäre nun noch auf der
anderen Mangfall-Seite ein gefülltes Rückhaltebecken gewesen mit ca. 4 – 5m Wasserhöhe (in etwa gegenüber der Bebauung), wäre der Druck auf das Grundwasser unbeherrschbar geworden.
Ob bei dieser gewaltigen Wassermasse die geplante Drainageleitung im linken Deich der Mangfall für wirksame Linderung hätte sorgen können (geplanter Durchmesser in Bebauungsnähe 40cm bis 1m), ist mehr als fraglich.

· Gefährdung durch Bruch des Deichs um das Rückhaltebecken
Anlieger, die Bedenken wegen der Möglichkeit eines Bruchs des Deiches bei Befüllung des geplanten Rückhaltebeckens äußern, wurden bislang meist belächelt. In mehreren Gebieten
Deutschlands sind nun tatsächliche Deichbrüche auch an vermeidlich sicheren Stellen mit verheerenden Folgen geschehen. Egal ob gewollt oder ungewollt, ganze Ortsteile und große
Gebietsflächen wurden durch ungeahnte Wassermaßen überflutet. Wer kann uns garantieren, dass im extremen Ereignisfall ein Deichbruch oder eine absichtliche Deichöffnung nicht auch in Feldolling geschehen könnten?
All dies zeigt: Mehrere dezentral verteilte Maßnahmen entlang der Leitzach, eine aktive Steuerung des Tegernsees und im Verbund damit ein im Vergleich zu den aktuellen Plänen deutlich verkleinertes Rückhaltebecken bei Feldolling können eine intelligente integrierte Lösung sein. Ein solcher Hochwasserschutz bremst den Lauf der Wassermassen an den Orten der Entstehung und entspricht modernen Hochwasserschutzkonzepten nach aktuellem Stand des Wissens und der Technik. Und für Feldolling und die Unterlieger entlang der Mangfall wäre künftig ebenfalls ausreichend Schutz und Sicherheit gegeben.
Ortsrat und Freie Wähler Feldolling stellen das insgesamt notwendige und geplante Rückhaltevolumen nicht in Frage. Die Umsetzung allerdings, wo und wie Hochwasser zurückgehalten werden soll, ist mehr denn je eine offene Herausforderung. Seit 2008 stellen Ortsrat und Freie Wähler Feldolling in Aussicht, sich bei Halbierung des bislang geplanten Volumens einer zügigen Realisierung eines Rückhaltebeckens bei Feldolling nicht zu widersetzen, leider bisher ohne positive Resonanz.
Verantwortliche politische und staatliche Kräfte sind anscheinend nur an der Durchsetzung der einmal ins Auge gefassten Maximallösung bei Feldolling interessiert.
Am 30.04.13 hatten wiederholt der Ortsrat Feldolling und die Freien Wähler Feldolling gemeinsam im Gemeinderat Feldkirchen-Westerham beantragt, beim Wasserwirtschaftsamt die Suche nach geeigneten Retentionsflächen entlang der Leitzach zu veranlassen, so dass bei Feldolling ein kleineres Rückhaltebecken ausreicht. Dem Antrag wurde einstimmig entsprochen, Ergebnisse liegen bislang noch nicht vor.
Bitte fördern Sie solchen Hochwasserschutz mit Augenmaß, der die Lasten auf viele Schultern verteilt. Diskutieren Sie darüber mit Ihren Nachbarn und Ihren Gemeinderäten. Sprechen Sie das Thema im Rathaus an. Schreiben Sie Emails oder Briefe an Ihre Abgeordneten, die Zeitungen, das Wasserwirtschaftsamt. Jeder Beitrag zählt!
Informationen erhalten Sie auch auf der Homepage des Ortsrats: www.Feldolling.com  Ortsrat Feldolling. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Ihren Ortsrat

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